Bodenbearbeitung und Aussaat in der Gemeinschaft

Bodenbearbeitung und Aussaat in der Gemeinschaft

10.000 STUNDEN PRO SCHLEPPER - MINDESTENS!

 

Wenn um sechs Uhr in der Früh das Handy klingelt, dann ruft womöglich Rainer Pflügler an. Zumindest dann, wenn man zur „Terra Tech GdbR“ im MR Freising gehört und für eine der Gemeinschaftsmaschinen angemeldet ist. „Wenn es zum Beispiel wegen der unsicheren Wetterlage eng hergeht, dann rufe ich halt an und frage nach:  Sitzt du auch schon auf dem Schlepper?“ sagt Pflügler, der als Einsatzleiter die Koordination des Fuhrparks übernimmt. Mit viel Begeisterung, mit viel Verantwortungsgefühl - und ohne geregelte Arbeitszeiten.

Um jährlich mehr als 1.000 Schlepperstunden den beiden 210 PS starken John-Deere-Traktoren zu organisieren,  dazu die Einsätze der Pflüge, Grubber und der Sämaschine auf insgesamt 800 Hektar, ist Engagement nötig: nicht nur Rainer Pflügler verzichtet auf Dienst nach Vorschrift, sondern auch der erste und zweite Vorsitzende

der Gemeinschaft, Johann Grandinger und Anton Zeilhofer, sind gerade im Herbst praktisch rund um die Uhr verfügbar. Grandinger ist neben den offiziellen Vorstands-Aufgaben auch der „Technikbeauftragte“ der Gemeinschaft – er kümmert sich um die Wartung und Reparaturender Maschinen. Anton Zeilhofer ist für den Bereich Precision Farming zuständig, er rüstet die Technik nach und nach auf, damit die Gemeinschaft bald zentimetergenaue Lenksysteme und teilflächenspezifische Anwendungen nutzen kann.

 

„Keine Show-Investitionen“

Denn hier liegt auch 16 Jahre nach der Gründung der Terra Tech der wichtigste Vorteil der Gemeinschaft: Jedes Mitglied kann hier zu günstigen Konditionen Bodenbearbeitungs-Technik nutzen, die im Einzelbetrieb nicht auszulasten wären. Die Schlepper der Terra Tech fahren mehr als 10.000 Betriebsstunden, bevor sie ausgetauscht werden, die Lemken-Volldrehpflüge waren seit 1997 schon auf fast 20.000 Hektar im Einsatz. Die hohe Auslastung macht sich im Preis bemerkbar: Die Schlepper kosten im Soloverleih inkl. Fahrer 73 Euro pro Stunde, Grubbern kommt komplett auf 94 Euro pro Stunde. Als „Renner“ hat sich auch der Horsch Grubber (komplett 94 Euro pro Stunde) erwiesen, der seit sechs Jahren zum Fuhrpark gehört. Im Alleingang hätten sich wohl die wenigsten Landwirte dieses Gerät zur Minimalbodenbearbeitung angeschafft – in der Gemeinschaft war die Gelegenheit, den Einsatz zu testen. „Je nach Bedarf kann der Horsch auch so tief grubbern, dass das Ergebnis ähnlich wie beim Pflügen ist“ erklärt MR-Geschäftsführer Wolfgang Lang, „es gefällt den Ackerbauern, dass hier unterschiedliche Anwendungen möglich sind“.

 

Entlastung für den Einzelnen

„Man wächst in so eine Gemeinschaft hinein“ meint Anton Zeilhofer, viehloser Landwirt mit den Schwerpunkten Getreide- und Hopfenanbau und zweiter Vorsitzender der Terra Tech. Er schätzt die Schlagkraft der Gemeinschaft, auch die Entlastung durch ganze Arbeitsschritte, die von den Fahrern übernommen werden: Die Lemken Saphier Sämaschine mit drei Meter Arbeitsbreite und Spurleitsystem zum Beispiel ist grundsätzlich nicht solo zu bekommen, sondern hier arbeiten die Fahrer alle Felder der Gemeinschaft nacheinander ab. „Die Sätechnik ist kompliziert, das funktioniert am besten mit geübten Mitarbeitern“, so MR-Geschäftsführer Wolfgang Lang. Um die Vorteile zu nutzen, müssen die Mitglieder freilich auch gewisse Nachteile in Kauf nehmen und vor allem Teamfähigkeit beweisen. Es steht kaum noch eigene Technik auf dem Hof, und deshalb bestimmt den Zeitpunkt der Arbeitsschritte nicht mehr der Betriebsleiter allein. Es gibt Landwirte, die das nicht gut aushalten können. Gerade in Zeiten, wo das Einkommen recht hoch ist, steigen einige wieder auf Eigenmechanisierung um.

 

Nicht das Geld allein

Nicht so Johann Grandinger. Er hat einen Milchvieh-Betrieb und ist seit der Gründung der Terra Tech 1997 als erster Vorsitzender aktiv. Für ihn gibt es über den Kostenvorteil hinaus eine ganze Reihe von Vorteile der Gemeinschaft: Die Außenwirtschaft laufe zum Beispiel auch dann weiter, wenn der Betriebsleiter einmal ausfallen sollte. Er hat das nach einem Unfall selbst erlebt und war froh, dass die anstehenden Arbeiten ohne viel Organisationsaufwand auch ohne ihn zuverlässig erledigt wurden. „Das war alles ganz easy“ meint der 57jährige, der sich in 17 Jahren als Vorsitzender an keinen einzigen nennenswerten Streit innerhalb der Terra Tech erinnern kann. Die Gemeinschaft ist langsam gewachsen, das sieht er als großen Vorteil an. „Man ist miteinander verbunden“ sagt Johann Grandinger, „viele Leute würde ich ohne die Terra Tech wohl gar nicht kennen. Diese Kontakte sind etwas, was ich nicht mehr missen möchte“.

 

Terra Tech
Terra Tech

„DAS BESTE, WAS MAN MACHEN KANN“

 

Martin (55) und Johannes (20) Schredl führen in Moosburg einen Ackerbaubetrieb mit 80 Hektar Fläche,  auf der sie vor allem Weizen, Zuckerrüben, Mais und Wintergerste anbauen. Martin Schredl hat die Terra Tech mit gegründet, und er meint es bis heute ernst mit der Gemeinschaft: Auf seinem Hof steht nur noch ein kleinerer Schlepper mit Pflanzenschutztechnik – „wir haben keinen Pflug, keinen Grubber, keine Sätechnik mehr“. Wir haben nachgefragt, wie Betriebsleiter und Hofnachfolger die Zukunft der Gemeinschaft sehen.

 

Derzeit gibt es einen Trend zur Eigenmechanisierung; auch die Terra Tech war schon größer. Wie wird es wohl weitergehen?

Martin Schredl: Das hängt stark mit der Einkommenssituation in der Landwirtschaft zusammen. Wenn das Geld wieder knapper wird, haben auch die Gemeinschaften wieder mehr Zulauf. Für uns ist es im Moment gar nicht so schlecht, ein paar Mitglieder weniger zu haben. Es läuft alles sehr entspannt ab. Was mir für die Zukunft wichtig ist: Wir müssen beim Einstieg ins Presicion Farming vorne mit dabei sein. Für die Gemeinschaft ist das sehr viel einfacher zu finanzieren als für den Einzelbetrieb.

 

Die Betriebe werden immer größer. Wird es nicht darauf hinauslaufen, dass am Ende jeder eigenmechanisiert ist?

Martin Schredl: Zumindest hier in Bayern sind wir weit davon entfernt, dass jeder Betrieb im Alleingang Großtechnik auslasten kann. Es ist eher so, dass die Arbeitsbelastung immer höher wird – und da kann eine Gemeinschaft sehr viel helfen. Johannes Schredl: In der Landbauschule sind viele junge Landwirte, die gerne zusammenarbeiten wollen. Und wer es einmal kennt, der will nichts anderes mehr machen. Weil es viel Entlastung mit sich bringt.

 

Vermissen Sie es nicht, ohne Absprache mit ihrer eigenen Technik zu arbeiten?

Johannes Schredl: Ich habe schon viel als Fahrer für die Terra Tech gearbeitet. Die moderne Technik macht Spaß, das hätten wir in Eigenmechanisierung so sicher nicht. Martin Schredl: Freilich wäre es auch schön, alles selbst dastehen zu haben. Aber es hätte zu viele Nachteile: Wir hätten weit weniger schlagkräftige Technik und müssten entsprechend länger fahren. Wir bräuchten unsere Lagerflächen selbst und könnten sie nicht wie jetzt vermieten und so ein Zusatzeinkommen erzielen. Und dann macht mir die Gemeinschaft auch einfach Freude. Es ist schön zu sehen, wie aus einer Idee etwas so Positives wächst und gedeiht.

Martin Schredl und Sohn Johannes
Martin Schredl und Sohn Johannes

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